Das Netz hat jeden zum Textproduzenten, ja zum Verleger gemacht, so dass in unserer 'atypographischen' Gesellschaft kein Bewusstsein mehr dafür vorhanden ist, was Schrift ist und warum ein Buch so gut lesbar ist. Der Kontroversen nicht scheuende Medienkritiker und Literaturwissenschaftler Reuß (Institut für Textkritik, Heidelberg) charakterisiert diese Entwicklung als eine Art Krankheit der Gegenwart, die mit unkritischen Analogiebildungen im Digitalisierungshype sowohl Autor als auch Verleger zu Unrecht hinter sich zu lassen versuchen: der Verleger als risikotragendem Unternehmer, der dem Autor mit seinem Buch als ‚Instrument zur Durchsetzung von Ideen‘ mit unternehmerischem Qualitäts-Gespür und typographischem Handwerk den Transfer zum Leser ermöglicht.